Theo Mackeben
Uwe Röhl am 17.5.95 in der Matinée auf NDR 3: Ich zitiere „insbesondere gelang ihm mit „Münchner G’schichten“ aus dem Film Bal Paré eine der besten Walzerketten nach Johann Strauss“ so schrieb Edmund Nick in Musik in Geschichte und Gegenwart über Theo Mackeben. Dieser vielseitige Komponist schließt mit seiner Musik, vor allem mit seinen harmonischen Wendungen und raffiniert verfeinerten Modulationen in der konzertanten Musik Deutschlands eine gewisse Lücke zum französischen Impressionismus. Besagter Walzer dient in dem erwähnten Film zu einer der schönsten Darstellungen plötzlich entstehender Liebe. Einmal sind es Ilse Werner und Paul Hartmann und zum anderen Ilse Werner und Hannes Stelzer, die sich tief in die Augen schauen und bei seligen Walzerklängen entschweben…
Ich gestehe Ihnen, ich finde es ist einer der schönsten Walzer, die je geschrieben worden sind. So die Aussage eines echten Musikers, des Kantors, Organisten und Komponisten Uwe Röhl. Er war von 1976 bis 1989 Musikchef des NDR, also in jener vergangenen Zeit, als Rundfunk noch der Rundfunk war, mit dem wir alle aufgewachsen sind. Vor einigen Jahren wurde diese „Altkultur“, wie sie der NDR in seiner Hauszeitung abschätzig benannte, leider abgeschaltet.
Nicht ohne Grund stammt das Titelbild dieser Seite genau aus der beschriebenen Ballszene mit Ilse Werner und Hannes Stelzer. Leider ist es schwierig geworden, den anrührenden Ufa Film von 1940 heute noch zu sehen, in unserem Bestand ist aber eine leidliche Kopie vorhanden.
Durch meinen Vater Wilhelm Brüning, Konzertmeister des Ufa Sinfonieorchesters, war mir die große Filmmusik seiner Zeit in Babelsberg, den 30er bis 40er Jahren, sehr vertraut. Er hatte das Glück, mit den großen Musikern (und Schauspielern) seiner Zeit zu arbeiten und aus seinen Schilderungen ist mir viel von der Atmosphäre der Ufastadt ganz selbstverständlich geworden. Die Kinos der 50er und 60er Jahre führten die Ufa Filme noch regelmäßig auf, die damaligen Radio-Vollprogramme spielten die Musiken daraus.
Da gab es die von mir fast immer eingeschalteten Mittags/Nachmittags-oder Wunschkonzerte mit Hans Bund und seinen Solisten, Ernst Fischers Suite „Südlich der Alpen“, Werken von Werner Eisbrenner oder Norbert Schulze, dem berühmten Intermezzo aus „Annelie“ von Georg Haentzschel, um nur ein paar wenige herauszugreifen, gemischt mit Dvoraks Moldau oder dem langsamen Satz aus Bruchs Violinkonzert. Diese Webseite mache ich als Musiker, sie ist überfällig, Theo Mackeben hat etwas anderes verdient als die simplen statistischen oder laienhaften bis ärgerlichen Seiten, die da auftauchen.
Mit der kleinen Form das Große erklären…
der Weg zur Ü-Musik
Dieses Zitat, Senta Berger brachte es erst kürzlich in einem anderen Zusammenhang im TV, machte plötzlich die Suche nach einer Würdigung des großen Komponisten Mackeben ganz einfach! Das war nicht immer so. Mit meiner ganz privaten hohen Wertschätzung der nach dem 2. WK zuerst Unterhaltungsmusik, dann zur Unterscheidung von billigster Schlagermusik „gehobene“ Unterhaltungsmusik genannten Musikrichtung befand ich mich lange Zeit in einem gewissen Zwiespalt, der durch meine musikalische Erziehung in der Jugend mit Bach und Beethoven entstanden war. Noch schlimmer: Bis in die 60er/70er Jahre war man als „Klassiker“ sogar fast gezwungen, sich gemäß der „offiziellen“ Lesart nicht als Verehrer Sergei Rachmaninoffs zu bekennen!
Einer meiner Lehrer sprach sogar bei Mendelssohns Klavierkonzerten von „parfümiert“. Ich erinnere mich noch an den um ca. 30 Jahre zurückliegenden grotesk lächerlichen Artikel im „Fono Forum“, in dem ein Kritiker (Kritiker sind keine Musiker, hatte ja schon Oskar Peterson festgestellt) sich quälend gewunden hat, um zu erklären, daß er ja eigentlich Rachmaninoff doch ganz gut…..usw, Rachmaninoff war hoffähig geworden und das Fähnchen stand wieder im richtigen Wind! In denselben ersten Jahrzehnten kam noch der umfassende Terror mit der sogenannten Neuen Musik hinzu, der von den gesamten Funk-und Printmedien und den gelenkten Veranstaltern ausgeübt wurde.
Theo Mackeben ca. 1934
Ging man, und das ergab sich bei meinen vielen Rundfunktätigkeiten, über die langen Flure der Redaktionen, war immer alles hübsch getrennt: Abteilungsleiter U-Musik stand auf dem einen Türschild, natürlich auf dem anderen entsprechend Leiter E-Musik! Neu kam dann das Büro des Chefs der „Neuen Musik“ dazu! Und man saß kaum zusammen in der Kantine, zu groß war doch der künstlerische Abstand, wie man ihn damals sah! Ging ich damals durchs Funkhaus, dann konnte aus angelehnten Studiotüren schon mal das Gelärme der Neuen Musik herausdringen, stehen blieb ich aber an der Tür der Bigband! Oder, an diese Aufnahme erinnere ich mich gerade besonders, es erklang Regers Streichsextett.
WENN also als Resultat meiner Ausbildung in irgendeiner Ecke meiner Musikerseele noch etwas haften geblieben sein sollte von der unausgesprochenen Mahnung: „Spiel nicht mit den (musikalischen) Schmuddelkindern“, spätestens Uwe Röhl hat alles aufgeräumt!
Und Wolfgang Knauer (ehemaliger Wellenchef von NDR Kultur, der bei der Umstellung des alten Programms auf eine Art Klassik Radio resignierte) machte in einem Rundfunkinterview DEN Vorschlag zum Ausgleich zwischen den beiden „Lagern“ U und E: Man könnte doch von Ü – Musik sprechen!